Donnerstag, 8. Juli 2010

Warum ein Blog?

Seit inzwischen vier Jahren arbeite ich an dem Thema "Familienfreundliche Arbeitswelt". Man könnte meinen, es sei in dieser Zeit erschlossen. Ist es aber keineswegs! Erst seit relativ kurzer Zeit beschäftigt man sich eingehender mit dem Thema. Dabei zeigt sich, dass es nicht damit getan ist, dass ein Unternehmen populäre Einzelmaßnahmen durchführt und alles wird gut.

Vielen Unternehmen in Deutschland ist noch nicht klar, welche Auswirkungen gerade die Megatrends Demographischer Wandel, Globalisierung und Technisierung auf sie haben. Zwar ist der Fachkräftemangel mit seinen die Volkswirtschaft schädigenden und in seiner Höhe nicht mehr zu ignorierenden Auswirkungen allseits bekannt. Gleichwohl liegt der logische Schluss immer noch recht fern: Bindung von Fachkräften und Attrahierung von zukünftig anzuwerbendem Personal. Mittlerweile ist klar: Geld allein genügt nicht, viel mehr Wert legen die Arbeitnehmer von heute auf die Möglichkeit, ihre privaten und beruflichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen.

Was sind "private Verpflichtungen"? Längst ist es nicht mehr die klassische Ich-muss-mein-Kind-betreuuen-Situation allein. Diese für sich genommen ist sehr schwierig zu bewältigen und trotz aller politischen Bemühungen noch lange nicht bedarfsgerecht. Immer mehr rückt in den Fokus die Problematik von pflegebedürftigen Angehörigen. Wähnte sich das erfolgreiche kinderlose Paar bisher nicht angesprochen, werden auch diese immer häufiger mit der meist noch schwieriger zu lösenden Problematik dass plötzlich Eltern im Alter begleitet und auch gepflegt werden müssen. Auch Erkrankungen oder Unfälle des Partners bringen plötzlich Probleme mit sich, von denen man nie gedacht hätte, dass man mit ihnen konfrontiert würde.

Ein anderer Aspekt ist die Betrachtung der Lebensverlaufsperspektive. Was ist also mit einem Mitarbeiter, der wegen familiärer Pflichten in Teilzeit gearbeitet hat und vielleicht eher weniger komplexe Aufgaben hatte, der nun die Kinder aus dem Haus hat nun gerne noch einmal durchstarten möchte. Auch damit müssen sich zukunftsorientierte Unternehmen befassen.

Meist sind diese aber auch sehr in ihrem Tagesgeschäft verhaftet. Da ist es schon schwierig, über das nächste halbe Jahr hinaus zu planen. Dies ist umso schwieriger, je kleiner ein Unternehmen ist. Haben mittlere Unternehmen oft bereits eine Personalabteilung, müssen in kleinen Betrieben oft Chefs alles selbst und nebenbei erledigen. Da ist es schwer, über Zukunftstrends und Lösungsmöglichkeiten in langer Frist nachzudenken.

Und dies führt zu einem weiteren wichtigen Punkt: Unternehmen existieren nicht in einem Mikrokosmos für sich allein. Für diese sind beispielsweise sehr wichtig die Standortfaktoren. Diese werden von Kommunen beeinflusst. So kann eine moderne Wirtschaftsförderung durchaus in diesem Bereich Unterstützung leisten. Auch Verbände und Kammern, mit denen ihre Mitglieder in ständigem Kontakt sind, spielen dabei eine große Rolle. Sie alle sind wichtige Akteure bei dem Versuch, eine familienfreundliche Arbeitswelt zu schaffen.

In dem Projekt "Familienfreundliche Metropolregion Nürnberg" unterstützt die Bertelsmann Stiftung in Kooperation mit dem Bundesfamilienministerium und der Metropolregion, eine Flächenwirkung zu erreichen. Es geht nicht nur um die quantitative Verbesserung von Maßnahmen in Unternehmen. Weniger spielt es eine Rolle, ob ein Unternehmen nun noch eine Maßnahme mehr umgesetzt hat oder nicht. Viel wichtig er ist die Frage, ob es erreicht werden kann, in einer flächenmäßig so großen Region wie der Metropolregion Nürnberg ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas über die gesamte Fläche hinweg zu erreichen und somit eine Bewegung zu erzeugen.

Dabei treten immer mehr Aspekte und Facetten zutage, die das Projekt und die damit verbundenen Erkenntnisse so interessant machen.

Diese möchte ich gern in dem Blog beschreiben - und auch gern diskutieren.

Ich wünsche allen Lesern viel Freude beim teilen der Inhalte und deren Betrachtung aus verschiedenen Winkeln!